Lippenbändchen entfernen: Moderne Techniken für Zahnärzte
Die Entfernung eines Lippenbändchens (Frenektomie oder Frenulektomie) gehört zu den häufigen chirurgischen Eingriffen in der zahnärztlichen Praxis. Besonders bei Patienten mit einem Diastema mediale, Prothesenträgern oder im Rahmen kieferorthopädischer Behandlungen kann die Entfernung eines zu kräftigen oder falsch inserierten Lippenbändchens indiziert sein. Für Zahnärzte ist dabei nicht nur die korrekte chirurgische Technik, sondern auch die adäquate Abrechnung von Bedeutung.
In den letzten Jahren haben sich die Techniken zur Entfernung des Lippenbändchens deutlich weiterentwickelt. Neben dem klassischen Skalpell kommen heute vermehrt Laser, Hochfrequenzchirurgie und andere minimalinvasive Verfahren zum Einsatz. Diese modernen Methoden bieten Vorteile hinsichtlich Blutungsarmut, Präzision und postoperativer Beschwerden.
Die korrekte Abrechnung der Frenektomie stellt viele Praxen vor Herausforderungen, da je nach Versicherungsstatus des Patienten, Indikation und angewandter Technik unterschiedliche Gebührenpositionen zur Anwendung kommen können. Dieser Artikel beleuchtet sowohl die aktuellen Behandlungsmethoden als auch die Abrechnungsmöglichkeiten nach BEMA und GOZ.
Indikationen und Diagnostik vor der Entfernung des Lippenbändchens
Bevor die Entscheidung zur Entfernung eines Lippenbändchens getroffen wird, ist eine sorgfältige Diagnostik unerlässlich. Die häufigsten Indikationen für eine Frenektomie umfassen:
- Diastema mediale, das durch ein tief inserierendes Lippenbändchen verursacht oder aufrechterhalten wird
- Behinderung bei der Anfertigung oder dem Tragen von Zahnersatz
- Rezessionen durch Zugkräfte des Lippenbändchens
- Erschwerung der Mundhygiene durch ungünstige Insertion
- Vorbereitung kieferorthopädischer Behandlungen
Die klinische Untersuchung sollte eine Beurteilung der Insertion des Lippenbändchens, des Ausmaßes der Gewebespannung und der funktionellen Beeinträchtigung umfassen. Der Blanch-Test kann dabei helfen, die Auswirkungen des Lippenbändchens auf das umliegende Gewebe zu beurteilen. Hierbei wird die Oberlippe nach oben und außen gezogen, um die Durchblutungsveränderungen in der Papilla incisiva zu beobachten.
Laut einer Studie des Journal of Clinical Periodontology weisen etwa 18% der erwachsenen Patienten ein hyperplastisches oder tief inserierendes Lippenbändchen auf, das potenziell behandlungsbedürftig sein könnte.
Moderne Techniken zur Entfernung des Lippenbändchens
Die Entfernung des Lippenbändchens kann mit verschiedenen Techniken durchgeführt werden, die jeweils spezifische Vor- und Nachteile bieten. Die Wahl der Methode sollte individuell nach Patientensituation, verfügbarer Ausrüstung und Erfahrung des Behandlers getroffen werden.
Die konventionelle chirurgische Technik mit Skalpell ist nach wie vor weit verbreitet. Nach Lokalanästhesie wird das Lippenbändchen an der Basis gefasst und mit einer chirurgischen Schere oder einem Skalpell durchtrennt. Anschließend erfolgt eine Nahtversorgung. Diese Methode ist kostengünstig, erfordert jedoch eine gute Blutstillung und Nahttechnik.
Bei der Laserassistierten Frenektomie kommen verschiedene Lasertypen zum Einsatz (CO2, Dioden-, Er:YAG- oder Nd:YAG-Laser). Die Vorteile liegen in der präzisen Schnittführung, der gleichzeitigen Koagulation und der reduzierten postoperativen Beschwerden. Häufig kann auf eine Naht verzichtet werden. Allerdings sind die Anschaffungskosten für Lasergeräte hoch und eine spezielle Fortbildung ist erforderlich.
Die Hochfrequenzchirurgie stellt eine kostengünstigere Alternative zum Laser dar. Mit speziellen Elektroden wird das Gewebe durchtrennt und gleichzeitig koaguliert. Auch hier sind die postoperativen Beschwerden meist geringer als bei konventioneller Chirurgie, und die Heilung verläuft in der Regel komplikationslos.
Abrechnung der Lippenbändchen-Entfernung nach BEMA und GOZ
Die korrekte Abrechnung der Frenektomie unterscheidet sich je nach Versicherungsstatus des Patienten und der medizinischen Indikation. Bei gesetzlich versicherten Patienten kommt der BEMA zur Anwendung, während bei Privatpatienten oder Zusatzleistungen die GOZ relevant ist.
Im BEMA kann die Entfernung des Lippenbändchens über die Position 41 (Chirurgische Behandlung von Mundschleimhautveränderungen) mit 155 Punkten abgerechnet werden. Voraussetzung ist eine medizinische Indikation, wie z.B. funktionelle Beeinträchtigungen. Bei rein ästhetischen Indikationen ist eine Privatleistung zu berechnen.
In der GOZ steht für die Frenektomie die Position 3210 (Entfernung störender Schleimhautbänder) mit 253 Punkten zur Verfügung. Je nach Aufwand und Schwierigkeitsgrad kann eine Steigerung des Faktors bis 3,5-fach begründet sein. Bei Anwendung moderner Techniken wie Laser oder Hochfrequenzchirurgie können zusätzliche Gebührenpositionen oder Analogpositionen in Betracht kommen.
Abrechnungsposition | Beschreibung | Punktwert | Betrag (ca.) | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
BEMA 41 | Chirurgische Behandlung von Mundschleimhautveränderungen | 155 Punkte | ca. 55-60 € | Nur bei medizinischer Indikation |
GOZ 3210 | Entfernung störender Schleimhautbänder | 253 Punkte | ca. 29 € (1,0-fach) | Steigerungsfaktor bis 3,5-fach möglich |
GOZ 3240 | Plastische Deckung bei Weichgewebsdefekten | 538 Punkte | ca. 62 € (1,0-fach) | Bei aufwändiger Lappenplastik |
GOÄ 444 | Chirurgische Wundversorgung | 80 Punkte | ca. 9 € (2,3-fach) | Zusätzlich zur Frenektomie möglich |
GOZ 0010 | Laseranwendung (Analogposition) | variabel | variabel | Bei Laseranwendung zusätzlich |
Postoperative Nachsorge und Komplikationsmanagement
Nach der Entfernung des Lippenbändchens ist eine sorgfältige Nachsorge wichtig, um Komplikationen zu vermeiden und ein optimales ästhetisches und funktionelles Ergebnis zu erzielen. Die Patienten sollten detaillierte Verhaltensanweisungen erhalten.
In den ersten 24 Stunden nach dem Eingriff empfiehlt sich die Kühlung des Operationsgebietes, um Schwellungen zu reduzieren. Die Mundhygiene sollte angepasst werden, wobei der Operationsbereich zunächst ausgespart und später vorsichtig gereinigt werden sollte. Bei konventioneller chirurgischer Technik ist eine Nahtentfernung nach 7-10 Tagen erforderlich.
Zu den möglichen Komplikationen zählen Nachblutungen, Infektionen, Narbenbildung und Rezidive. Bei starken Nachblutungen kann eine erneute Blutstillung notwendig werden, die nach GOÄ 3 (Eingehende Untersuchung) und GOÄ 204 (Blutstillung) abgerechnet werden kann. Bei Infektionen kommen antibiotische Therapien in Betracht.
Digitale Workflows und moderne Prothetik nach Frenektomie
Bei Patienten, bei denen die Frenektomie im Rahmen einer prothetischen Versorgung durchgeführt wird, bieten digitale Workflows erhebliche Vorteile. Nach Abheilung des Operationsgebietes können digitale Abformungen präzise und patientenfreundlich durchgeführt werden.
Die digitale Planung und Fertigung von Zahnersatz ermöglicht eine exakte Anpassung an die veränderten anatomischen Verhältnisse. Besonders bei Totalprothesen im Oberkiefer kann die vorherige Entfernung eines störenden Lippenbändchens den Halt der Prothese deutlich verbessern und durch digitale Fertigungstechniken optimal ausgenutzt werden.
Moderne CAD/CAM-Systeme erlauben die Herstellung von hochpräzisen prothetischen Versorgungen, die perfekt an die individuellen Gegebenheiten angepasst sind. Deutsche Dentallabore wie saga.dental bieten dabei höchste Qualitätsstandards bei der digitalen Fertigung von Zahnersatz, was besonders nach chirurgischen Eingriffen wie einer Frenektomie von Vorteil ist.
Zusammenfassung: Lippenbändchen entfernen
- Indikationen: Diastema, prothetische Versorgung, kieferorthopädische Behandlung
- Techniken: Konventionelle Chirurgie, Laser, Hochfrequenzchirurgie
- BEMA-Abrechnung: Position 41 (155 Punkte)
- GOZ-Abrechnung: Position 3210 (253 Punkte), ggf. Zusatzpositionen
- Nachsorge: Kühlung, angepasste Mundhygiene, ggf. Nahtentfernung
- Digitale Workflows ermöglichen präzise prothetische Versorgungen nach dem Eingriff
Fazit
Die Entfernung des Lippenbändchens ist ein häufiger und in der Regel unkomplizierter Eingriff in der zahnärztlichen Praxis. Die Wahl der geeigneten Technik sollte individuell nach Patientensituation und Praxisausstattung getroffen werden. Moderne Verfahren wie Laser oder Hochfrequenzchirurgie bieten Vorteile hinsichtlich Blutungsarmut und postoperativer Beschwerden.
Für die wirtschaftliche Praxisführung ist die korrekte Abrechnung entscheidend. Je nach Versicherungsstatus und Indikation kommen unterschiedliche Gebührenpositionen in Betracht, die bei korrekter Anwendung eine angemessene Honorierung sicherstellen. Besonders bei Privatpatienten oder Zusatzleistungen sollten die Möglichkeiten der GOZ ausgeschöpft werden.
Wenn Sie nach einer Frenektomie hochwertige prothetische Versorgungen anbieten möchten, lohnt sich der Blick auf digitale Fertigungstechniken. Mit präzisen digitalen Workflows und hochwertigen Materialien aus deutscher Produktion können Sie Ihren Patienten optimale funktionelle und ästhetische Ergebnisse bieten.